Das Licht des Friedens in der Finsternis – Eine Botschaft zu Weihnachten

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Liebe christliche Schwestern und Brüder,
die Geburt Jesu Christi erinnert an die Offenbarung des göttlichen Willens und der göttlichen Liebe in der Geschichte der Menschheit.
Ein Ereignis, das das Evangelium als das Aufleuchten des Lichts in der Finsternis beschreibt
(vgl. Johannes 1:5).
Diese Finsternis ist die Finsternis von Feindschaft und Hass, über die das Licht des Friedens und der Liebe siegt:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2:14).Aus dem Koran erfahren wir die Beschreibung Jesu als „Wort Gottes“ und als eine „Barmherzigkeit von Ihm“ (vgl. Sure 3:45).
Jesus ist ein göttlicher Lehrer, dessen zentrale Botschaft auf Liebe, Demut und der ethischen Verantwortung des Menschen gründet. So stellt er in der Bergpredigt ausdrücklich einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der „Beziehung zu Gott“ und dem „Bemühen um Frieden unter den Menschen“ her (vgl. Matthäus 5:9).
In der heutigen Welt, die leider von einer Vielzahl moralischer Krisen, von Ungleichheit, Gewalt und Hass geprägt ist, bietet die erneute Besinnung auf die Botschaft Jesu eine Gelegenheit zur Wiederbelebung gemeinsamer Werte, die über religiöse Grenzen hinaus der gesamten Menschheit angehören.
So kann das Gedenken an die Geburt Christi an Weihnachten- der „geweihten Nacht“- über ein rein religiöses Ritual hinaus als ein Aufruf verstanden werden, Religion und Theologie als Kräfte der Freundschaft und des weltweiten Friedens neu zu denken.
Von Herzen gratuliere ich zu diesem großen Weihnachts-Fest sowie zum neuen christlichen Jahr und übermittle allen meinen christlichen Schwestern und Brüdern meine besten Glück- und Segenswünsche. Möge der erhabene Gott das Licht der Liebe und des Friedens über die dunkle Geschichte von Hass und Gewalt siegen lassen.
Zugleich möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um daran zu erinnern, dass dies bereits das zweite Fest ist, an dem schiitische Muslime mit den verschlossenen Türen ihrer ersten Moschee in Europa konfrontiert sind – der Imam-Ali-Moschee in Hamburg.
Ich hoffe, dass diese Moschee im neuen Jahr, frei von jeglicher Abweichung, auf der Grundlage jener humanen und ethischen Prinzipien wiedereröffnet wird, die ihre Gründer vor rund siebzig Jahren leiteten – mit dem Ziel, einen Ort des Gebets sowie der Förderung von Verständigung und Freundschaft zwischen muslimischen Bürgerinnen und Bürgern und ihren Schwestern und Brüdern anderer Religionen zu schaffen.
Persönlich erinnere ich mich an jene Jahre, in denen schiitische Muslime dieser Moschee in der Weihnachtszeit – mit Herzen voller Freude – wie andere Bürgerinnen und Bürger, durch das festliche Schmücken der Tannenbäume auf dem Moscheegelände und die lebendige Feier der Geburt Jesu, ihre Solidarität und Verbundenheit mit ihren christlichen Schwestern und Brüdern als gleichberechtigtes Mitglied der deutschen Gesellschaft zum Ausdruck brachten.
In der Hoffnung auf Tage voller Verständigung und Freundschaft.


Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami Vorsitzender des Instituts für rational-islamische Rechtsfindung und Friedenstheologie (IFRIR)

Beitragsbild von Freepik

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