Höchste religiöse Autorität der schiitischen Muslime in Deutschland: Zum Heimgang Seiner Heiligkeit Papst Franziskus

Der Tod Seiner Heiligkeit Papst Franziskus ist nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die gesamte Menschheit ein unermesslicher Verlust.
Papst Franziskus war weit mehr als das Oberhaupt der katholischen Kirche. In Denken und Handeln verkörperte er universelle Werte: Demut, Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit und eine unerschütterliche Solidarität mit den Armen und Leidenden. In seinem Leben wurde die Botschaft Jesu Christi auf eindrucksvolle Weise lebendig:
„Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Matthäus 23,11–12)
Papst Franziskus war ein unermüdlicher Wegbereiter des interreligiösen Dialogs. Sein respektvoller, aufrichtiger Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern des Islam wird unvergessen bleiben. Für viele Musliminnen und Muslime war er ein leuchtendes Beispiel jener christlichen Geistlichen, von denen auch der Koran mit Hochachtung spricht:
„Denn unter ihnen [Christen] gibt es Priester und Mönche, und sie sind nicht hochmütig.“ (Koran, Sure 5:82, Übers. Zirker)
Ein besonderes Zeichen seines Engagements war sein historisches Treffen im Jahr 2021 mit dem höchsten schiitischen Gelehrten im Irak – ein Meilenstein des interreligiösen Verständnisses und des Friedens. In der schiitischen Erinnerung wird dieses Ereignis als Akt tiefster Demut und moralischer Größe bewahrt bleiben.
Auch die Wahl seines Namens trug eine starke symbolische Botschaft: Mit „Franziskus“ ehrte er Franz von Assisi – den Heiligen, der für seine Liebe zu Menschen, Tieren und der gesamten Schöpfung bekannt war. Damit unterstrich er, wie sehr unsere Zeit eine Spiritualität des Mitgefühls, des Dialogs und der ethischen Verantwortung braucht. Papst Franziskus lebte diese Werte auf glaubwürdige und kompromisslose Weise.
Mit seinem Tod verliert die Welt einen herausragenden Menschenfreund, einen glaubwürdigen Friedensbotschafter und einen wahren Anwalt der Bedürftigen.
Als höchste religiöse Autorität der schiitischen Muslime in Deutschland möchte ich allen katholischen Schwestern und Brüdern sowie allen Menschen guten Willens, die sich für ein Leben in Würde und Gerechtigkeit einsetzen, mein aufrichtiges Beileid aussprechen.
Möge Gottes unendliche Barmherzigkeit ihn in der Ewigkeit aufnehmen – an jenem Tag, der uns an Auferstehung und Leben erinnert:
„Gott aber hat ihn auferweckt und von den Wehen des Todes befreit …“ (Apostelgeschichte 2,24)

Ayatollah Seyed Abbas Hosseini Ghaemmaghami
Vorsitzender des Instituts für rational-islamische Rechtsfindung und Friedenstheologie (IFRIR)

Bild von Annett_Klingner auf Pixabay

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